Neues AzubiTicket M-V für Mobilitätsbedürfnisse oft nicht geeignet

1. Februar 2021 | Von | Kategorie: Pressemeldungen

Aus Sicht des PRO BAHN Landesverbandes in Mecklenburg-Vorpommern ist der heutige Start des AzubiTickets M-V zwar ein lukratives Preisangebot an Auszubildende, Freiwilligendienstleistende sowie Beamtenanwärtern der Laufbahngruppe I. „Vielen Anspruchsberechtigten nützt das neue Ticketangebot der Schweriner Landesregierung jedoch nichts, weil die Wege zur Berufsschule mit öffentlichen Verkehrsmitteln in Mecklenburg-Vorpommern in vielen Fällen mit erheblichen Zeitaufwand verbunden sind oder eine pünktliche Ankunft vor dem morgendlichen Unterrichtsbeginn gar nicht erst möglich ist“, erklärt Marcel Drews, Vorsitzender des PRO BAHN-Landesverbandes. „Profitieren werden vom neuen Ticketangebot unserer Einschätzung daher vorallem Azubis, die bisher bereits Bus und Bahn zur Ausbildungsstädte genutzt haben und durch das neue Ticketangebot nun etwas Geld einsparen.“

In vielen kleineren Städten und Gemeinden des Landes entspricht das Bus- und Bahnangebot nicht den Mobilitätsbedürfnissen, um den täglichen Weg zur Berufsschule mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen zu können. Das Land M-V zwingt Azubis dazu aus ihren Heimatregionen in andere Landesgebiete zu reisen, weil es entschieden hat, dass der theoretische Teil der Ausbildung auf wenige Berufsschulstandorte konzentriert werden soll. Anderseits hat das Land z.B. auch einige bedeutsame regionsübergreifende Bahnstrecken abbestellt. Somit macht sie eine Anreise der Azubis zu ihren Schulstandorten mit öffentlichen Verkehrsmitteln praktisch teilweise unmöglich. In Malchow wird beispielsweise die erste Verbindung in Richtung Waren bzw. Parchim erst gegen 7 Uhr angeboten. Viel zu spät, um z.B. eine Berufsschule in Güstrow oder Rostock zu erreichen. Ähnlich verhält es sich mit Plau am See. Auf anderen Verbindungen, wie z.B. von Neustrelitz und Neubrandenburg zum Berufsschulstandort Stralsund sind Azubis mit öffentlichen Verkehrsmitteln mindestens 30 bis 45 Minuten pro einfacher Fahrt länger unterwegs, als mit dem eigenen PKW. Auch zwischen Wismar und Rostock müssen mit Bus und Bahn ca. 30 Minuten pro Richtung zeitlicher Mehraufwand gegenüber dem PKW gerechnet werden. Somit wird bei jungen Leuten schnell der PKW gegenüber Bus und Bahn vorgezogen. Vor diesem Hintergrund wäre es sinnvoll die 10 Mio. EUR jährlich, die die Landesregierung für das AzubiTicket in den Landeshaushalt eingeplant hat, statt für eine Subventionierung der Ticketpreise zunächst in einen Ausbau des Bus- und Bahn-Angebotes zu investieren. Im Busbereich wäre der Aufbau und die Förderung von landesbedeutsamen Buslinien wie in Sachsen-Anhalt und Thüringen eine geeignete Maßnahme. Im Bahnbereich betrifft es vorallem den Ausbau der Bahnstrecken für Reisezeitverkürzungen. Erst wenn ein flächendeckend attraktives Angebot vorhanden ist, lassen sich mit günstigen Ticketangeboten dauerhaft junge Leute als neue Fahrgäste für den öffentlichen Personenverkehr gewinnen.

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