SPNV zum Rostocker Fährterminal

14. Juni 2004 | Von | Kategorie: Themen

Stand und Entwicklung

Wä̈hrend die Passagierzahlen des Fährverkehrs sich von 1994 bis 2003 von 1,0 auf 2,3 Millionen mehr als verdoppelten, gingen die Fahrgastzahlen der S-Bahn zum Seehafen um weit mehr als die Hälfte zurück. Schon 2001 fuhren mit der S-Bahn zum Seehafen nur noch 0,4 Millionen Passagiere im Jahr mit. Inzwischen denkt man uber ihre Einstellung nach. Offensichtlich konnte die S-Bahn an dem Fahrgastzuwachs im Fährverkehr nicht teilhaben. Eine Distanz von über 1000m zwischen dem versteckten Bahnhof und dem Fährterminal halten die meisten potentiellen Fahrgäste von der Nutzung ab, wie die Abbildung 1 und 2 zeigen.

Karte vom Rostocker Übersehhafen

Abbildung 1: Ubersichtskarte Seehafen Rostock. Links Oben im Ausschnitt sind die Terminalgebäude und rechts unten die heutige S-Bahnstation. Gleisanlagen sind in rot und die Hauptzufahrtsstraßen sind in dunkelblau dargestellt.

Die S-Bahn wurde überwiegend von Berufstätigen genutzt. Mit dem drastischen Rückgang von Stückgut nahm genauso rapide die Zahl der Arbeiter im Seehafen ab. Inzwischen ist der Warnowtunnel fertig gestellt. Ehemalige Fahrgäste aus den nordwestlichen Stadtteilen nutzen jetzt diese Abkürzung. Zu allem Uberfluss gibt es noch eine parallele Buslinie in den Seehafen. Dies sind alles Gründe, die für eine sofortige Einstellung der S-Bahnlinie sprechen.

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Abbildung 2: Bahnstation an der ’Straße zum Uberseehafen’. Blick Richtung Rostock.

Weshalb sollten wir die S-Bahn zum Seehafen doch erhalten? Sowohl zur Stärkung des Fähr- als auch des Bahnverkehrs ist eine direkte Verbindung zwischen Hauptbahnhof und Seehafen erforderlich. Darüber können zusätzliche Reisende ohne Auto gewonnen werden. Günstige Verbindungen generieren erfahrungsgemäß automatisch mehr Verkehr. Innerhalb kürzester Zeit sollten sich die Fahrgastzahlen wieder auf 1,0 Millionen im Jahr steigern lassen. Genau deshalb wurde vor zwei Jahren zum Fahrplanwechsel im Dezember 2001 der durchgehende S-Bahnverkehr von Warnemünde zum Seehafen gebrochen, um vom Hauptbahnhof mit einem Dieseltriebwagen direkt vor das Fährterminalgebäude fahren zu können. Dieses wurde bis heute nicht realisiert. Stattdessen gibt es nur eine dürftige Bushaltestelle, siehe Abbildung 3.

Haltestelle

Abbildung 3: Bushaltestelle vor dem Fährterminal.

Trotz wiederholter Hinweise in den letzten Jahren gibt es weiterhin nur ein kleines Haltestellenschild und keine zuverlässigen Verbindungen zwischen dem S-Bahnhof und dem Fährterminal. Ein Direktverkehr ist natürlich uberzeugender, aber wenn schon gebrochene Verkehre angeboten werden, erfordert dies ausreichende Informationen und gesicherte Umstiegsverbindungen. Problemlos hätte längst eine große Informationstafel, wie sie an jeder Haltestelle im Stadtgebiet auch üblich ist, an dem Unterstand für die besonders informationsbedürftigen Fahrfahrgäste angebracht werden können. Offensichtlich gab es keinen Willen, sich diese Fahrgäste zu erschließen. Stattdessen hat man sie lieber vergrault. Begründet wurde das Nicht-Verlängern der S-Bahn zum Fährterminal mit dem Noch-Nicht-Wissen, wo das künftige Fährterminal entstehen soll. Es lag den Fachleuten im Grunde von Anfang an auf der Hand, in welchem Bereich es zu liegen kommt und dass es für die Bahn nur einen Weg dorthin gibt. Und genau dort soll es jetzt definitiv hin. Die Abbildung 4 zeigt sogar eine Erneuerung des Gleises vor dem Terminal, die im Mai 2004 abgeschlossen wurde. Damit wird symbolisch ausgedrückt: Diesen Gleisstrang soll es auch in Zukunft geben. Da das heutige Gleis zum Fährterminal auch das künftige sein wird, spricht nichts dagegen, die S-Bahn bereits jetzt dorthin zu führen, anstatt weitere drei Jahre bis zur Fertigstellung des neuen Terminalgebäudes verstreichen zu lassen.

Erneuerung des Gleises vor dem Fährterminal

Abbildung 4: Blick Richtung Rostock. Erneuerung des Gleises vor dem Fährterminal und Integration in die Asphaltfläche.

Gleis in Richtung Rostock

Abbildung 5: Blick in Richtung Rostock kurz vor der Ost-West-Straße. Linker Hand liegt das Superfast-Terminal.

Querung der Ost-West-Straße

Abbildung 6: Querung der Ost-West-Straße vom Fährterminal in Richtung Rostock mit Ampelanlage.

Die Realisierung

Die S-Bahn hat im Seehafen eine Wendezeit von deutlich uber einer viertel Stunde. Damit kann die S-Bahn bis zum Terminalgebäude verlängert werden, ohne die Strecke dorthin für hohe Geschwindigkeiten herrichten zu müssen und weitere Fahrzeuge zu benötigen. Selbst die Querung der Ost-West-Straße ist an dieser Stelle sogar Ampel gesichert wie die Abbildung 5 und 6 zeigen. Die sonst übliche Sicherung ist nicht nötig so wie sie in Abbildung 7 zu sehen und an den anderen Querungen mit einfachen Andreaskreuzen erforderlich ist.

Güterzug quert die Ost-West-Straße

Abbildung 7: Güterzug quert die Ost-West-Straße mit Sicherungsposten.

Die Trasse vom Fährterminal fährt entlang der Hochstraße, die zusätzlich gebaut wurde, um schienenkreuzungsfrei den Pier der Fähren erreichen zu können. Die Hochstraße ist in Abbildung 8 gezeigt. In diesem Bereich soll auch das künftige DB AutoZug Terminal entstehen. Sie unterquert dann die Brücke der ’Straße zum Uberseehafen’.

Blick in Richtung Rostock

Abbildung 8: Blick in Richtung Rostock. Rechter Hand liegt die Hochstraße

Genau dort könnte man sich einen Haltepunkt vorstellen. Dieser liegt Nahe der heutigen S-Bahnstation, siehe hierzu die Karte in Abbildung 1. Leider mündet das Gleis vom Terminal in das folgende Gleisfeld zu weit rechts. Nach Abbildung 9 genau in das Gleis, auf dem die vordere Lok steht.

Blick in Richtung Rostock auf die Gütergleise

Abbildung 9: Blick in Richtung Rostock auf die Gütergleise von der ’Straße zum Überseehafen’.

Blick in Richtung Rostock auf die Brücke der ’Straße zum Überseehafen’

Abbildung 10: Das rechte Gleis am unteren Bildrand kommt vom Fährterminal. Das rechte Brückenbauwerk ist die Hochstraße zum Fährterminal. Blick in Richtung Rostock auf die Brücke der ’Straße zum Überseehafen’.

Kurz vorher kann zwar auf die Gleise links davon gewechselt werden, jedoch nicht auf das ganz linke Gleis ohne Prellbock. Deshalb müsste für eine einfach Realisierung auf diesen Haltepunkt vorerst verzichtet werden. Um den Büroangestellten in den naheliegenden Verwaltungsgebäuden weiterhin einen leichten Zugang zur Bahn zu ermöglichen, lassen sich am Fährterminal kurze Wege zwischen Bus und Bahn einfach herstellen. Nach den heutigen Fahrzeiten gäbe es sogar günstige Anschlussbusse, die im Hafen sogar mehrere Haltestellen bedienen. Insofern kann für die heutigen Fahrgäste der Bahn eine befriedigende Lösung realisiert werden. Das heutige S-Bahn-Gleis quert am hinteren Bildhorizont der Abbildung 9 (nicht sichtbar) das Gleisfeld der Güterbahn. Allerdings sind nur simple Kreuzungen ohne Weiche eingebaut. Eine Weiche müsste hier nachgerüstet werden oder man verzichtet auf den Halt in Toitenwinkel. Dort befindet sich von Rostock kommend kurz vor dem Bahnsteig ein Abzweig auf die Güterbahn. Auf den Halt in Toitenwinkel kann notfalls vorerst verzichtet werden, da sich parallel eine Buslinie befindet. Mit der Weiterführung der Bahn zum Fährterminal sollte eher auf den Bus verzichtet werden. Dies auf jeden Fall, wenn die Stadtbahn eingeführt wird. Deshalb empfiehlt sich ohnehin der Einbau einer Weiche. Alternativ könnte das S-Bahngleis sogar ganz einfach umgeschwenkt werden in ein nichtbenutztes Gütergleis ohne irgendeine Weiche einbauen zu müssen. Anfang Juni 2004 wurde sogar das Gleis zusammen mit dem Bahndamm im Bereich Toitenwinkel vollständig erneuert. Die Strecke wird folglich sogar zukunftsweisend in Stand gehalten.

Erneuerung des Gleises

Abbildung 11: Im Hintergrund das Fährterminalgebäude. Im Vordergrund Erneuerung des Gleises und Integration in die Asphaltfläche. Das Gleis führt weiter bis zu einer Lagerhalle (Fruchtterminal).

Nur noch ein ganz simpler provisorischer Bahnsteig auf der Asphaltfläche neben dem Fährterminal fehlt und die S-Bahn k ̈nnte sozusagen sofort bis zum Fährterminal fahren. Es bleibt uns jetzt nur, die Beteiligten aufzufordern, den Dieseltriebwagen ohne weitere Verzögerung zum Fährterminal fahren zu lassen.

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